Wohnungsbau

Wahlthema bei der Landtagswahl 2021

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Wohnungsmangel

Die Wohnungsnot in Baden-Württemberg ist groß: Vor allem in Ballungsräumen und Universitätsstädten ist bezahlbarer Wohnraum Mangelware. Wer nicht genug verdient oder einen ausländisch klingenden Nachnamen hat, hat es besonders schwer, eine angemessene Wohnung zu finden. Das Problem: Wenn Innenstädte nur noch Besserverdienenden gehören, führt das zu einer Gentrifizierung und befördert letztlich die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich.

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Themenfeld Wohnen

Einen detaillierteren Überblick über das Themenfeld Wohnen bietet folgendes Dossier der LpB BW:

Dossier: Wohnen

Die neue soziale Frage?

Wohnen gehört zu den existenziellen Grundbedürfnissen des Menschen. Sorgenfreies Wohnen jedoch ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Stimmen werden lauter, die über steigende Mieten, explodierende Immobilien- und Grundstückspreise sowie über die Verdrängung einkommensschwacher Schichten durch Luxussanierungen und Luxusbauten vom Wohnungsmarkt klagen. Ist die Wohnungsnot die neue soziale Frage?
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Wie geht das Land gegen die Wohnungsnot vor?

Wie man die Wohnungsnot wirksam bekämpft, ist umstritten. Mit verschiedenen Förderprogrammen unterstützt das Land im Rahmen von „Wohnungsbau BW 2020/2021” den sozialen Wohnungsbau sowie Kommunen oder Unternehmen, die Werkswohnungen planen. Das löst jedoch nicht die Voraussetzung für den Wohnungsbau: freies Bauland. Die 2020 aktualisierte Mitpreisbremse regelt, dass die Miete in 89 Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg mit angespannten Wohnungsmärkten zu Beginn des Mietverhältnisses die ortsübliche Vergleichsmiete höchstens um 10 Prozent übersteigen darf.

Bereits in der vorangegangenen Legislaturperiode widmete sich die grün-rote Landesregierung dem Problem. Sie beschloss Ende 2013 das "„Gesetz über das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum”. Kommunen können seither gegen Immobilieneigentümer vorgehen, die ihre Wohnungen monatelang nicht vermieten, abreißen oder zu Gewerbeflächen umwandeln. Auch die Landesbauordnung hatte die grün-rote Landesregierung 2015 verändert. Wenn ein Gebäude mit mehr als zwei Wohnungen neu errichtet wird, müssen diese behindertengerecht, d.h. auch mit dem Rollstuhl zugänglich sein. Es müssen Flächen eingeplant werden, wo Kinderwägen und Rollatoren abgestellt werden können. Außerdem müssen überdachte Fahrradstellplätze eingeplant werden.

Doch all diese Maßnahmen halfen faktisch bisher nicht viel. Allein beim Studierendenwerk Stuttgart stehen im Durchschnitt laut eigenen Angaben 4.000 Studierende auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung errechnete 2018, dass in Baden-Württemberg 156.000 Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen fehlen und dringend gebaut werden müssten. In ländlichen Gebieten hingegen ist die Wohnungsnot weniger drastisch.

Generell ist das Thema Wohnungsbau ein komplexes Politikfeld, in dem der Bund, die Länder und die Kommunen zusammenwirken. Und kurzfristige Erfolge sind nur schwer zu erzielen. Hier gilt es, langfristig zu planen und Konzepte zu erarbeiten.

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Wird mehr gebaut?

Nein. Vergleicht man die Zahlen der fertiggestellten Gebäude zum Wohnen und Wohnungen, so stagnieren die Zahlen.

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Wahlaussagen der Parteien zur Bekämpfung der Wohnungsnot

Eine Analyse der Wahlprogramme zur Landtagswahl 2021

Das Wahlprogramm der GRÜNEN

Bezahlbarer und klimaneutraler Wohnraum
„Wohnraum für alle – bezahlbar und klimaneutral“ (S. 155) ist das Credo der Grünen bei ihrer Wohnungspolitik. In den nächsten zehn Jahren soll weiterer preisgünstiger Wohnraum geschaffen und zu hohen Mieten ein Ende gesetzt werden. Das bestehende Kompetenzzentrum Wohnen möchte die Partei zu einer Anlaufstelle für Kommunen und gemeinwohlorientierte Bauträger weiterentwickeln, die umfassend zu klimafreundlichem Planen und Bauen berät (S. 155–157).

Nachhaltiges Flächenmanagement
Außerdem brauche es ein nachhaltiges Flächenmanagement: Es müsse in die Höhe statt in die Breite gebaut, Flächen zum Wohle des Naturschutzes eingespart, vorhandene Brachflächen als Bauland genutzt und Flächentausche möglich gemacht werden (S. 159 f., 163 f.). Auch das Bauen mit regionalen und nachhaltigen Rohstoffen möchten die Grünen voranbringen, beispielsweise mit Holz oder Recycling-Beton. Zudem stehen die Ausstattung von Neu- und Bestandsgebäuden mit Photovoltaikanlagen oder die Förderung von „Tiny Houses“ (Mini-Häuser), auf der Agenda (S. 160 f.).

Siedlungsentwicklung — auch im ländlichen Raum
Nachhaltig ist für die Grünen jedoch nicht nur ökologisches Bauen, sondern auch eine Siedlungsentwicklung mit möglichst autofreien, lebendigen Ortskernen und Stadtquartieren, in der sich die Besorgungen des Alltags zu Fuß erledigen lassen und Begegnungen aller Art stattfinden können (S. 162 f.). Mehr Mehrgenerationenhäuser und barrierefreier Wohnraum, der Ausbau gemeinschatlicher Wohnformen und die Förderung von Coworking-Spaces im ländlichen Raum sind diesbezüglich weitere Bausteine der Wohnungspolitik der Grünen (S. 157 f.).

 

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Das Wahlprogramm der CDU

Die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum bleibe ein drängendes Thema. Daher möchte die CDU den Bau von Wohnraum in Stadt und Land erleichtern. Kommunen müssten bei der Ausweisung von Bauland weiter unterstützt werden. Aus diesem Grund setzt sich die CDU dafür ein, dass die Gemeindeordnung überarbeitet wird und u. a. der Negativkatalog nach § 21 Abs. 2 Nr. 6 GemO wieder geändert wird. Dazu solle die Bedarfserhebung bei der Aufstellung von Wohnbauflächen in Bauleitplänen für fünf Jahre ausgesetzt werden. Zudem möchte sie das beschleunigte Verfahren zur Schaffung von Wohnbauflächen nach § 13b BauGB entfristen (S. 21).

Bezahlbares Wohneigentum
Gegenüber dem Bund möchte sich die CDU dafür einsetzen, das Baukindergeld auch über den 31. März 2021 hinaus zu gewähren. Sollte sich der Bund hier nicht bewegen, werde ein Baukindergeld des Landes in Höhe von 1.200 Euro je Kind und Jahr über einen Zeitraum von zehn Jahren eingeführt. Ferner setze sich die CDU für eine Novellierung der Grunderwerbsteuer auf Bundesebene ein mit dem Ziel, die Steuerpflicht für den Ersterwerb bei Wohneigentum auszusetzen. Des Weiteren solle die Grunderwerbsteuer von fünf auf 3,5 Prozent gesenkt werden (S. 21).

Sozialen Wohnungsbau stärken
Der Bestand an Sozialwohnungen im Land sei in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgegangen. Der Immobilienmarkt mit Angebot und Nachfrage funktioniere in diesem Bereich nicht im erforderlichen Umfang. Deshalb werde die CDU in der Wohnraumpolitik des Landes einen Schwerpunkt auf die Schaffung sozialen Wohnraums setzen. Ziel sei es, zu einer spürbaren Entlastung des sozialen Wohnungsmarktes zu kommen (S. 21).

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Das Wahlprogramm der AfD

Die AfD wolle den Wohnraummarkt effizient gestalten und menschenwürdiges Wohnen gewährleisten, heißt es im Wahlprogramm der Partei (S. 37). Anstatt der „Mietpreisbremse“ fordert die AfD andere Maßnahmen. Rahmenbedingungen sollten so gesetzt werden, dass Investitionen wieder attraktiv würden. Für Familien mit Kindern, die ihre Immobilie mindestens zehn Jahre selbst nutzen, setze sich die Partei für einen Erlass der Grunderwerbsteuer ein.

Eigentum erschwinglich machen

Wohnungseigentum sei die beste Versicherung gegen Altersarmut. Daher müsse die Eigentumsquote steigen und Eigentum für Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer und Familien erschwinglich werden (S. 37). Die AfD plane Maßnahmen zur Eigentumsförderung. So soll sich die Förderung etwa mit jedem Kind deutlich erhöhen. Des Weiteren seien auch innovative Maßnahmen wie eine Stärkung des Mietkaufs denkbar.

Ländlichen Wohnraum stärken

Ziel sei eine flächendeckend gute Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur auch für die ländlichen Räume. Genauso wichtig sei die Erreichbarkeit der Städte mit dem eigenen Pkw (S. 37).

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Das Wahlprogramm der SPD

Schaffung von mehr und bezahlbarem Wohnraum
Die SPD ist überzeugt, dass der Markt allein keinen bezahlbaren Wohnraum für alle schafft. Ziel müsse es sein, dass Mieterinnen und Mieter nicht mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für ihre Nettokaltmiete ausgeben (S. 21). Daher müsse der Staat mit verschiedenen Instrumenten eingreifen. Dazu gehören die Einführung eines Mietendeckels (S. 21), die flächendeckende Durchsetzung der Mietpreisbremse (S. 23), die Erhebung einer Grundsteuer C für baureife Grundstücke, um die Kosten für unbebaute Flächen zu erhöhen (S. 23) und die Schaffung rechtlicher Voraussetzungen, damit die Kommunen wieder mehr Bauland ankaufen können (S. 24). Die SPD setzt sich zum Ziel, bis 2026 500.000 neue Wohnungen zu bauen, indem sie eine Landeswohnraumgesellschaft BWohnen als landeseigene GmbH gründet, die als Partnerin für Kommunen und andere Bauträger fungiert (S. 21).

Zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus fordern die Sozialdemokraten unter anderem eine landesweite Mindestquote an Sozialwohnungen für Bauvorhaben ab einer gewissen Größe (S. 22). Auch der Erwerb von Eigentum für breite Bevölkerungsschichten müsse wieder möglich sein, etwa durch die Halbierung der Grunderwerbssteuer beim erstmaligen Kauf eines Eigenheims (S. 22f.). Zum Schutz der Umwelt soll verdichteter gebaut und vorrangig bereits versiegelte Flächen als Bauflächen genutzt werden (S. 22).

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Das Wahlprogramm der FDP

Um dem Wohnungsmangel in Ballungsgebieten zu begegnen, setzt die FDP nicht auf das Engagement des Staates, sondern sie sieht „Kapital und das Engagement privater Investoren“ in der Pflicht, um die Situation zu entspannen. Der Staat solle lediglich Baugenehmigungen beschleunigen und das Baurecht vereinfachen. Mietpreisbremsen, Zweckentfremdungsverbote und Leerstandkontrollen sollen abgeschafft werden. Wer sich eine eigene Wohnung leisten kann, soll steuerlich belohnt werden. Die FDP plant einen Grunderwerbsteuerfreibetrag von 500.000 Euro einzuführen und die Grunderwerbsteuer auf 3,5 Prozent zu senken (S. 55-56). 

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Das Wahlprogramm der LINKEN

Bezahlbare Wohnungen für alle, lautet die Forderung der LINKEN (S. 10). Sie will den sozialen und barrierefreien Wohnungsbau ankurbeln und bestehende Mieten für sechs Jahre einfrieren. Darüber hinaus setzt sich die Partei für einen gesetzlichen Rahmen für einen Mietendeckel ein, um auch im ländlichen Raum steigende Mieten zu bekämpfen. Mehr sozialer und kommunaler Wohnungsbau soll durch die Förderung von Wohnungsbaugenossenschaften, Mietshäusersyndikate und Mehrgenerationenhäuser entstehen. Die LINKE will außerdem einen rechtlich verbindlichen Mietspiegel in allen Städten mit mehr als 25.000 Einwohner/-innen einführen. Die Partei spricht sich dafür aus, gegen spekulativen Leerstand vorzugehen. Sie fordert eine Meldepflicht für Vermieter/-innen sowie wirksame Maßnahmen gegen Zweckentfremdung. Leerstand wolle die Partei konsequent bekämpfen (S. 11).

Den ländlichen Raum stärken

Dem Trend der Landflucht und Urbanisierung will die LINKE entgegensteuern und gleichwertige Lebensverhältnisse schaffen (S.11). Man müsse die Lebensqualität im ländlichen Raum stärken, etwa durch überall gut erreichbare öffentliche Verwaltungen sowie einen Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr, durch finanziell geförderte Dorfläden, den Erhalt von Gaststätten und Kneipen und einer guten Breitbandversorgung.

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Letzte Aktualisierung: Februar 2021, Internetredaktion LpB BW.

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