Bildung und Erziehung

Wahlthema bei der Landtagswahl 2021

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Bildungstrends

Mehrere Studien vergleichen das Bildungsniveau der Schülerinnen und Schüler im Land mit dem Niveau in anderen Bundesländern, unter anderem der IBQ-Bildungstrend. Demnach konnte der Abwärtstrend der vergangenen Jahre gestoppt werden: 2018 zeigten Neuntklässler aus Baden-Württemberg in den Naturwissenschaften durchschnittliche Kompetenzen im deutschlandweiten Vergleich, in Mathematik belegten sie den vierten Platz im innerdeutschen Länder-Ranking. Die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler an Gymnasien verschlechterten sich gegenüber der letzten Erhebung. Sie waren der erste getestete Jahrgang ohne verbindliche Grundschulempfehlung. Dafür legten Real-, Haupt-/Werkreal- und Gemeinschaftsschulen bei den gemessenen Leistungen zu (Quellen: IBQ-Bildungstrend 2018 // PM Kultusministerium).

Der vierte Bildungsbericht „Bildung in Baden-Württemberg 2018”, der gemeinsam vom Landesinstitut für Schulentwicklung und vom Statistischen Landesamt erstellt wird, sieht folgende Trends (Quellen: Bildungsbericht 2018, Pressemitteilung vom 24.1.2019):

  • Immer mehr Kinder gehen nach der Grundschule auf das Gymnasium oder die Realschule. Nur noch knapp sechs Prozent der Grundschulabgänger wechseln auf eine Werkreal-/Hauptschule, was auch mit dem Aufbau der Gemeinschaftsschule seit dem Schuljahr 2012/2013 zu tun hat. Außerdem erreichen immer mehr junge Erwachsene die Hochschulreife (33,5 Prozent) bzw. die Fachhochschulreife (11,6 Prozent) und damit eine Hochschulzugangsberechtigung.
  • Zunehmende Akademisierung: 87 Prozent eines Jahrgangs mit Hochschulzugangsberechtigung nehmen ein Studium auf.
  • Mehr Jugendliche ohne Abschluss: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die die Schule verlassen, ohne mindestens einen Hauptschulabschluss zu erreichen, stieg von rund fünf Prozent (2015) auf knapp sieben Prozent (2017) und liegt damit leicht über dem bundesweiten Durchschnitt.
  • Mehr Inklusion: Zunehmend mehr Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot werden in Baden-Württemberg inklusiv unterrichtet. Ihr Anteil stieg von zwölf Prozent im Schuljahr 2015/16 auf 15 Prozent im Schuljahr 2017/18.
  • Zwischen 20 und 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen benötigen Förderung, da grundlegende Basiskompetenzen wie Schreiben, Lesen oder Rechnen nicht altersentsprechend entwickelt sind.
  • Bildung hängt nach wie vor von der sozialen Herkunft ab: Kinder aus Familien mit Migrationsgeschichte  oder aus sozial schwächeren Schichten erzielen schlechtere Bildungsergebnisse.

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Schulen

In Baden-Württemberg hat die grün-rote Landesregierung 2012 die Gemeinschaftsschule als neuen Schultyp eingeführt. Die Besonderheit des Schultyps besteht darin, dass unterschiedlich leistungsstarke Kinder an einer Bildungseinrichtung lernen. Das Sitzenbleiben ist abgeschafft, Noten werden in der Regel nur im Abschlusszeugnis vergeben. Auch bei dieser Landtagswahl debattieren die Parteien über die Vor- und Nachteile der Gemeinschaftsschule. Aktuell gibt es 306 öffentliche und 13 private Gemeinschaftsschulen im Land.

Ebenfalls in der Debatte ist die Einführung der Ganztagsschule gewesen. In Baden-Württemberg ist diese seit 2014 im Schulgesetz verankert. Eltern und Schulträger können zwischen einer verbindlichen Ganztagsschule und einer Wahlform entscheiden. Ziel der Landesregierung war und ist der flächendeckende Ausbau von Ganztagsgrundschulen.

Seit Jahren sorgt die Debatte um G8 und G9, also das Gymnasium in acht oder neun Jahren, für Gesprächsstoff. Aktuell ist G8 der landesweite Standard, allerdings gibt es 44 Modellschulen im Land, an denen G9 parallel getestet wird (Quelle). Insbesondere nach den coronabedingten Stundenausfällen meldet sich nun die Elterninitiative „G9 jetzt!” erneut zu Wort und fordert, das Gymnasium grundsätzlich ein Jahr zu verlängern, um den ausgefallenen Stoff auszugleichen (Quelle: BNN).

Als weiterführende Schulart ist nach wie vor das Gymnasium am beliebtesten, 43 Prozent der Grundschulabgänger wechselten im Schuljahr 2019/20 dorthin. An Realschulen wechselten 34 Prozent, an Gemeinschaftsschulen 13 und an Werkreal-/Hauptschulen sechs Prozent (Quelle: Statistisches Landesamt).

Weitere Themen

Inklusion in der Schule

Unter Inklusion versteht man die Teilhabe aller an einer Gesellschaft (mehr: bpb Inklusion). Dazu gehört zum Beispiel auch, dass Informationen zu Wahlen wie auf diesem Portal in Leichter Sprache zur Verfügung stehen, damit alle wählen können.

Die grün-rote Landesregierung hatte im Juli 2015 das Schulgesetz geändert: Eltern von Kindern mit Behinderungen können seitdem selbst entscheiden, ob ihr Kind eine Regel- oder eine Sonderschule besuchen soll. Sie können allerdings nicht darauf bestehen, dass ihr Kind eine bestimmte Schulform besuchen darf, beispielsweise ein Gymnasium. 2016 war das noch ein vieldiskutiertes Wahlthema, inzwischen aber ist die Debatte über dieses Thema deutlich abgeflacht. Laut Kultusministerium herrscht nach wie vor Fachkräftemangel im Bereich der Sonderpädagogik. Insgesamt zieht das Ministerium allerdings ein positives Fazit: Immer mehr Schulen würden sich für inklusive Bildungsangebote öffnen und Inklusion von Beginn an mitdenken. So stieg die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die ein inklusives Bildungsangebot nutzen, in den vergangenen Schuljahren leicht an (Quelle).

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Digitalisierung an Schulen

Schon vor der Corona-Pandemie war es erklärtes Ziel von Bund und Ländern, die Digitalisierung an den Schulen voranzubringen. Dazu startete im September 2019 das Förderprogramm „DigitalPakt Schule”. Der Bund stellt dafür in den kommenden Jahren insgesamt fünf Milliarden Euro zur Verfügung, von denen etwa 650 Millionen Euro nach Baden-Württemberg fließen. Über den "DigitalPakt Schule” werden insbesondere Investitionen in den Aufbau oder die Verbesserung digitaler Infrastrukturen von Schulen gefördert. Hierzu gehört beispielsweise die Einrichtung von WLAN an Schulen oder die Versorgung mit digitalen Endgeräten (Quelle: Kultusministerium).

Allerdings ist bis Mitte 2020 gerade einmal eine Million Euro nach Baden-Württemberg gegangen. Die eingegangenen Verpflichtungen betragen etwas über zehn Millionen Euro - ein verschwindend geringer Anteil an der gesamten Fördersumme (Quelle: BMBF). Für die schleppende Umsetzung des Programms werden vor allem hohe bürokratische Hürden verantwortlich gemacht.

Aufgrund der Corona-Pandemie kam es im Frühjahr 2020 zu bundesweiten Schulschließungen und der Verlagerung des Unterrichts ins Digitale. Dadurch traten teilweise gravierende Defizite beim Thema „Digitalisierung von Schulen” zutage. Ob Anschluss von Schulen an das Breitbandnetz, entsprechend geschultes Lehrpersonal, mobile Endgeräte für Schülerinnen und Schüler oder qualitativ hochwertiger Digitalunterricht - in ganz Deutschland fehlt es an digitaler Infrastruktur, Ausstattung und auch pädagogischer Kompetenz. So ergab beispielsweise eine Umfrage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg unter 2.000 Schulen im Sommer 2020, gerade einmal fünf Prozent der Schulen könnten digitalen Unterricht leisten (Quelle: GEW). Das Thema „Digitalisierung von Schule und Unterricht” wird sicherlich auch bei der Landtagswahl 2021 eine wichtige Rolle spielen.

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Dossier: Folgen der Corona-Krise

Bringt Corona die Digitalisierung an Schulen voran?

Der Digitalpakt sollte Schulen auf den neusten Stand der Technik bringen und fit für die Zukunft machen. Aber so recht vorangekommen ist das digitale Lehren und Lernen noch nicht, wie die Corona-Krise offenlegt. Was zeigen die Homeschooling-Erfahrungen? Und ist Corona wirklich der notwendige Weckruf für eine erfolgreiche Bildungsdigitalisierung?
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Kinderbetreuung und -erziehung

In den vergangenen Jahren wurden in Baden-Württemberg die Plätze in der Kleinkinderbetreuung massiv ausgebaut. Das Ziel ist es, allen Eltern, die dies wünschen, einen Krippenplatz für ihre unter dreijährigen Kinder zur Verfügung zu stellen. Seit August 2013 haben Eltern darauf einen Rechtsanspruch, allerdings gibt es noch immer nicht genügend Kindertagesplätze.

Kindertagespflegen und Kindertageseinrichtungen betreuten 2019 rund jedes dritte Kind unter drei Jahren in Baden-Württemberg, genauer gesagt rund 30 Prozent. Der Anteil betreuter Kleinkinder steigt seit Jahren an. Bei den Drei- bis Sechsjährigen lag die Betreuungsquote 2019 bei 94,5 Prozent (Quelle: Statistisches Landesamt). 

Die Kosten für einen Betreuungsplatz unterscheiden sich innerhalb Baden-Württembergs stark. Insbesondere für ärmere Familien bedeuten die Beiträge eine finanzielle Belastung. Die SPD scheiterte 2019 mit ihrem geplanten Volksbegehren für gebührenfreie Kitas in Baden-Württemberg vor dem Landesverfassungsgericht (Quelle: RNZ). Im baden-württembergischen Landtagswahlkampf des Jahres 2021 spielt deshalb auch die Frage nach einer (teilweisen) Beitragsfreiheit von Krippen und Kindergärten sowie generell die Situation der Kinderbetreuung eine Rolle.

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Fachkräftemangel

Die Bevölkerung von Baden-Württemberg nahm in den letzten Jahren zu, sowohl durch Zuwanderung als auch durch leicht gestiegene Geburtenraten. Außerdem steigt die Zahl der Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind. Damit wächst auch die Nachfrage nach Bildungs- und Betreuungsangeboten und damit der Bedarf an entsprechenden Fachkräften.

Die Ausbildungszahlen im Beruf der Erzieherinnen und Erzieher sind in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen und haben 2019/2020 einen Höchststand erreicht (Quelle: Statistisches Landesamt). Dennoch ist der Bedarf an pädagogischen Fachkräften für Kindertageseinrichtungen weiterhin hoch.

Das Statistische Landesamt rechnet für das Schuljahr 2030/2031 mit zwölf Prozent mehr Schülerinnen und Schülern an allgemeinbildenden Schulen als 2018/2019. Schon heute fehlen vor allem Lehrkräfte an Grundschulen und beruflichen Schulen. Doch der Ersatzbedarf an Lehrerinnen und Lehrern wird in Zukunft für alle Schularten steigen. Viele Lehrkräfte gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Lehramtsstudierenden für allgemeinbildende sowie berufliche Schulen ab (Quellen: Bildungsbericht, Statistisches Landesamt).

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Wahlaussagen der Parteien zu Bildung und Erziehung

Eine Analyse der Wahlprogramme zur Landtagswahl 2021

Das Wahlprogramm der GRÜNEN

Kinderbetreuung und -erziehung

Ziel der Grünen ist es, „den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft“ zu entkoppeln. Alle Kinder müssten die gleichen Chancen haben, sich frei zu entfalten und zu entwickeln. Das beginne schon bei den Kleinsten, weshalb die Grünen die Krippen- und Kitaplätze weiter ausbauen möchten (S. 177). Auch die Sprachbildung möchte die Partei in Kita und Grundschule fördern und verbessern, weil Sprache der Schlüssel zur Bildung sei (S. 194). Um das Problem des Fachkräftemangels zu lösen, soll es noch mehr Ausbildungsplätze nach dem Modell der praxisintegrierten Ausbildung (PiA) geben. Auch sollten gezielt Männer für den Erzieherberuf angeworben werden. Auf der Agenda der Partei stehen auch bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne für Beschäftigte in der Kinderbetreuung und -erziehung. Kita-Gebühren sollen künftig „gestaffelt nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Familie“ erhoben werden (S. 181).

Schulbildung

Die Grünen möchten das Fortbildungsangebot für Lehrkräfte und Schulleitungen ausbauen, um die Qualität an Schulen zu verbessern (S. 182 f.). In Grundschulen sollen multiprofessionelle Teams mit Fachkräften für Pädagogik, Psychologie, Ergotherapie, Logopädie usw. zum Einsatz kommen, um die Kinder ganzheitlich zu fördern. Anhand einer „sozialindexbasierten Ressourcenzuweisung“ möchten die Grünen finanzielle Unterschiede zwischen den (Grund-)Schulen ausgleichen und so die Chancengleichheit für alle Kinder nachhaltig verbessern (S. 184). Außerdem spricht sich die Partei für den „rhythmisierten Ganztag“ aus, der einen Wechsel zwischen Arbeits- und Entspannungsphasen vorsieht (S. 190). Die Grünen fordern schließlich, dass sich alle Schulen für Inklusion öffnen müssten und das „Zwei-Pädagog*innenprinzip“ durchgehend zu realisieren sei. Dafür brauche es mehr Fachkräfte für Sonderpädagogik (S. 189).

Digitalisierung von Schulen

Die Grünen möchten alle Schulen mit Breitband und WLAN sowie alle Lernenden und Lehrkräfte mit digitalen Endgeräten ausstatten. Auch müsse es mehr IT-Stellen an Schulen für den technischen Support geben. Anhand von neu entwickelten Mediencurricula sollen mehr digitale Bausteine für Lernplattformen und entsprechende Lehr- und Lernmaterialien erarbeitet werden. Auch die Aus- und Fortbildung von Lehramtsstudierenden und Lehrkräften in der Medienbildung orientiere sich künftig an diesen Curricula. Schulübergreifend brauche es „digitale Lehr- und Lernerfahrungsräume“ für den gegenseitigen Austausch. Neben der Medienbildung spiele die politische Bildung an Schulen eine zunehmend wichtige Rolle. Zur wissenschaftlichen Begleitung des Digitalisierungsprozesses schlagen die Grünen eine Forschungsplattform „Digitalität in der Schule“ vor (S. 187 f.).

Mehr zum Thema „Hochschule, Wissenschaft und Forschung“ im Wahlprogramm ab S. 120.

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Das Wahlprogramm der CDU

Kinderbetreuung  und -erziehung
In der Kinderbetreuung setzt die CDU auf flexible, bedarfsgerechte und zugleich qualitativ hochwertige Betreuungsangebote und möchte die Angebote in der Kindertagesbetreuung quantitativ weiter ausbauen. Die Christdemokraten möchten die frühkindliche Bildung weiter stärken. Grundlage für die pädagogische Arbeit sei der baden-württembergische Orientierungsplan von 2004, der für alle Kindertageseinrichtungen und die Kindertagespflege verbindlich werden solle. Außerdem möchte die CDU den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter umsetzen und flexible Betreuungsangebote für Schulkinder ausbauen (S. 14).

Die CDU möchte ferner die Lebensarbeitszeit familienfreundlicher gestalten. Ein lebensphasenorientiertes, flexibles Familienzeitkonto würde Möglichkeiten für berufliche Auszeiten – etwa zur Erziehung der Kinder oder für die Betreuung oder Pflege von Eltern und Angehörigen – bieten und Familien damit noch mehr Gestaltungsfreiräume eröffnen (S. 16).Kinder sollen, so die CDU, ohne Armut und mit angemessener gesellschaftlicher Teilhabe aufwachsen können. Deswegen möchten die Christdemokraten den Landesfamilienpass weiterentwickeln. Künftig solle er bereits ab zwei kindergeldberechtigten Kindern beantragt werden können (S. 16). Darüber hinaus möchte die CDU den finanziellen Spielraum für alle Familien im Land vergrößern: Mit der Einführung eines „Landesfamiliengeldes Baden-Württemberg“, das unabhängig vom Einkommen, der Erwerbstätigkeit und der Art der Betreuung bezahlt werden solle, möchte sie zukünftig den Familien direkt unter die Arme greifen (S. 17).

Schule
Die Partei setzt dafür auf Vielseitigkeit und unterstützt alle Schularten im vielseitig differenzierten Schulsystem, da diese für Durchlässigkeit und Anschluss an verschiedene Abschlüsse sorgen würden. Dabei komme es auch auf erfolgreiche Übergänge an. Jedes Kind solle weder über- noch unterfordert werden. Hierfür setzt die CDU auf die Grundschulempfehlung und möchte diese wieder verbindlich einführen. Ferner solle das baden-württembergische Schulsystem konsequent an Qualität und Leistungsfähigkeit ausgerichtet werden (S. 12).
Die CDU hat sich ferner zum Ziel gesetzt, die Digitalisierung voranbringen. Bei der digitalen Ausstattung der Schulen und Fortbildung gebe es Nachholbedarf. Die CDU setzt sich dafür ein, dass für alle Lehrkräfte bis zum Beginn des Schuljahres 2023/2024 eine entsprechende Fortbildung sichergestellt wird. Die Kosten für IT-Administration würden seitens des Landes übernommen, damit Digitalisierung nicht zur neuen sozialen Frage werde. Die gleichwertige Teilnahmemöglichkeit für alle Schülerinnen und Schüler solle durch einkommensabhängige Bezuschussung oder Bereitstellung von Endgeräten sichergestellt werden (S. 13).

Berufliche Bildung
Berufliche Ausbildung und akademische Bildung seien gleichwertig zu betrachten, so die CDU. Sie setzt weiter auf ein breites Angebot beruflicher Schulen und Bildungsgänge. Außerdem möchte sie die Unterstützung des Übergangs gerade der Jugendlichen mit schwächeren schulischen Leistungen in die Berufsausbildung weiter verbessern, um der Wirtschaft dabei zu helfen, den Fachkräftebedarf zu decken (S. 14).

Wissenschaft
Baden-Württemberg sei ein international herausragender Wissenschaftsstandort. Vier von elf Exzellenzuniversitäten sind im Land zu Hause. Die CDU möchte diesen Spitzenplatz stärken und weiter ausbauen. Die CDU möchte eine Hochschulstrukturkommission einberufen, die die Struktur der Hochschullandschaft umfassend evaluieren und eine Hightech-Agenda zur Neujustierung des Gesamtsystems entwickeln soll. Vielversprechende Hightech- und Forschungsthemen sollen frühzeitig identifiziert und gefördert werden (S.10). Mit einer Digitalisierungspauschale von 40 Millionen Euro pro Jahr möchte die CDU die Hochschulen fit für die Zukunft machen und die digitale Lehre stärken (S.11).
In Ergänzung zur Exzellenzstrategie von Bund und Ländern möchte die CDU im Land eine Strategie auflegen, die anwendungsbezogene Spitzenforschung an den nichtuniversitären Hochschulen des Landes fördert und in besonderer Weise sichtbar macht. Ferner solle ein Zukunftspakt mit Fachleuten in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zur Stärkung von Innovation und Transfer vereinbart werden, um bessere Bedingungen für Unternehmensgründungen aus der Wissenschaft zu erreichen (S. 10).

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Das Wahlprogramm der AfD

Kinderbetreuung

Die AfD wendet sich gegen eine verpflichtende staatliche Betreuung und steht für Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung (S. 47). Um Familien bei der Betreuung der Kinder zu unterstützen, fordert die Partei ein Betreuungsgeld aus Landesmitteln. Ziel sei eine aktivierende Familienpolitik, die gerade junge Menschen zur Familiengründung ermutige und finanziell entlaste (S. 54). Zudem müsse der Kindergartenbesuch für Kinder ab dem dritten Lebensjahr gebührenfrei sein (S. 55).

Schulbildung

Die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung habe sich nicht bewährt. Regelmäßige Tests ermöglichten laut AfD zusammen mit der verbindlichen Grundschulempfehlung und der pädagogischen Einschätzung durch die Lehrkräfte die Zuordnung zu weiterführenden Schulen. Eine verpflichtende Ganztagsschule für alle lehnt die Partei ebenso ab wie die Gemeinschaftsschule (S. 48 f.). Der Erhalt der Haupt-, Werkreal- und Realschulen fördere die individuellen Begabungen der Kinder und Jugendlichen am besten.

Die AfD fordert eine Überarbeitung des Bildungsplans (S. 48). Die Leitperspektive „Bildung für Akzeptanz von Toleranz und Vielfalt“ sei zu streichen. Stattdessen möchte die AfD die drei Begriffe „Leistung, Wissen und Können“ wieder in das Zentrum der Bildungspläne stellen (S. 47). Zudem sollen die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik und die Naturwissenschaften) gestärkt werden.

Die Inklusion von Schülerinnen und Schüler mit körperlichen Einschränkungen in die Regelschulen sei wünschenswert, dürfe aber nur so praktiziert werden, dass Lernende und Lehrkräfte nicht überfordert werden (S. 49).

Digitalisierung der Schulen

Die Digitalisierung schulischer Bildung sei wichtig. Das persönliche Unterrichtsverhältnis zwischen Lernenden und Lehrkräften, „wie es unserer humanistischen Bildungstradition entspricht“, müsse dabei gewahrt bleiben (S. 49).

Die IT-Ausstattung und der IT-Betrieb der Schulen benötige dringend Professionalisierung (S. 39). Dafür brauche es professionelle, eigens für die Unterstützung des Schulbetriebes ausgebildete IT-Spezialistinnen und -Spezialisten. Es brauche weniger Bürokratie. Daher lehnt die Partei ein Digitalministerium ab. 

Mehr zum Thema Hochschule und Forschung auf S. 50 ff. im Programm der AfD.

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Das Wahlprogramm der SPD

Kinderbetreuung und -erziehung

Die SPD hält an ihrer Forderung fest, die Kita-Gebühren als wichtigen Schritt zur Bildungsgerechtigkeit abzuschaffen (S. 16, 35, 41). Ihr Ziel ist es, alle Kinder für die Kita zu gewinnen (S. 35). Finanziert werden solle dieses Vorhaben aus dem Landeshaushalt: „Die Mittel werden wir durch Umschichtungen und Prioritätensetzung für diese wichtige Investition zur Verfügung stellen“ (S. 67). Dem Fachkräftemangel in Kindertageseinrichtungen möchte sie mit einem Ausbau der Studien- und Ausbildungsplätze begegnen (S. 17).

Schulbildung

Ziel der Sozialdemokraten ist die Schaffung eines Zwei-Säulen-Systems, bestehend aus Gymnasien und integrierten Schulformen. Bei den integrierten Schulformen soll insbesondere die Gemeinschaftsschule weiterentwickelt und ausgebaut werden (S. 16). Bis 2028 sollen außerdem 70 Prozent der Grundschulen Ganztagsschulen sein (S. 16, 41). Zur Entlastung der Familien möchte die SPD die Schülerbeförderung kostenfrei anbieten (S. 16, 41).

Insgesamt möchte die SPD mehr in Bildung investieren, indem beispielsweise mehr Lehrkräfte ausgebildet und eingestellt werden, das Land die Kommunen bei der Sanierung von Schulgebäuden finanziell unterstützt oder die Schulsozialarbeit ausgebaut wird. Angestellte Lehrer*innen und Referendare sollen in den Sommerfrien eine Bezahlung erhalten. In der Inklusion soll das Zwei-Pädagogen-Prinzip flächendeckend Einzug halten (S. 15f.).

Digitalisierung von Schulen

Digitaler Unterricht muss künftig den regulären Schulbetrieb ergänzen, so die SPD. Dazu soll es ein breites Programm der Aus- und Weiterbildung für Lehrkräfte geben. Außerdem soll jede/-r Lehrer/-in eigene Digitalgeräte erhalten. Alle Schülerinnen und Schüler bekommen spätestens in der weiterführenden Schule ebenfalls ein Tablet samt Softwarepaket. Die SPD verspricht weiter: Bis 2023 verfügt jede Schule über eine symmetrische 1-GBit/s-Datenleitung und flächendeckendes WLAN. Zur Wartung der Endgeräte und zur Einstellung von IT-Fachkräften an Schulen müssen über den DigitalPakt hinaus ausreichend finanzielle Mittel an Schulen zur Verfügung stehen (S. 15f.).

Studium und berufliche Bildung

Studiengebühren oder hohe Verwaltungsgebühren müssen nach dem Willen der SPD abgeschafft und der Weg zum Meisterabschluss ebenfalls kostenfrei sein (S. 17). Ziel der Sozialdemokraten ist eine kostenfreie und qualitative Bildung von der Kita bis zum Meister- oder Studienabschluss (S. 16). Weitere Zielsetzungen und Vorhaben zum Thema „Hochschule & Forschung“ können Sie dem Wahlprogramm auf den Seiten 45-47 entnehmen.

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Wahlaussagen der FDP zu Bildung und Betreuung

Erziehung und Betreuung
Die FDP sieht keine Notwendigkeit für eine gebührenfreie Kinderbetreuung (S. 31), spricht sich aber vor dem Hintergrund einer starken Wirtschaftsfähigkeit für eine Kinderganztagesbetreuung aus (S. 46), die die Eltern demnach selbst bezahlen sollen.

Schulbildung
Baden-Württemberg zeige Qualitätsdefizite in der Bildung, so die FDP. Ihre klaren Forderungen: ein gegliedertes Schulsystem, die Wiedereinführung der verbindlichen Grundschulempfehlung und Erhalt der sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (ehemals „Sonderschulen"). Den Lehrermangel will sie bekämpfen und dazu den Beruf attraktiver machen, beispielsweise indem die zeitweilige Arbeitslosigkeit von Referendaren und Vertretungslehrern in den Sommerferien beendet wird. Gemeinschaftsschulen will die FDP zwar nicht abschaffen, aber Haupt- und Werkrealschulen wieder verstärkt weiterentwickeln und enger an die beruflichen Schulen binden. Die FDP fordert Gemeinschaftsschulen auf, weiterhin Noten zu vergeben und die Möglichkeit, nicht versetzt zu werden, beizubehalten (S. 33). G8 und G9 sowie offene oder verpflichtende Ganztagsschule sollen, so der Plan der FDP, unter die Entscheidungsfreiheit der Schule fallen (S. 35). Grundschulen sollen ortsnah erhalten bleiben und Eltern sollen Wahlfreiheit bei der Nachmittagsbetreuung haben. Die Partei fordert, Ethik als Alternative zum Religionsunterricht anzubieten (S. 32). Die FDP setzt sich auch für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Schulunterricht ein (S. 29).

Bei der Digitalisierung der Schulen sieht die FDP dringenden Handlungsbedarf, sowohl bei der Wissensvermittlung zur Informationstechnik als auch beim Einsatz digitaler Methoden im Unterricht. Ihr Lösungsansatz ist die Fortbildung der Lehrkräfte, Informatik als Wahlpflichtfach und mehr Medienbildung im Unterricht. IT-Support an den Schulen soll durch „digitale Hausmeister“ stattfinden, Lernplattformen und digitale Lehrmethoden sollen verstärkt eingesetzt werden. WLAN und Glasfaseranschluss an allen Schulen ist das Ziel der FDP (S. 24, 25). Als Lehre aus der Corona-Krise zieht sie den Schluss, den notwendigen Präsenzunterricht um die Methode des Fernunterrichts grundsätzlich zu ergänzen, in der Schule wie auch im Studium (S .44).

Studium
Die FDP möchte die Hochschulen sanieren und dafür Haushaltsmittel in Milliardenhöhe zur Verfügung stellen (S. 42). Außerdem soll die Gründungskultur an den Hochschulen gestärkt werden (S. 66). Die Liberalen sprechen sich gegen eine Zivilklausel aus (S. 41), so dass Universitäten und Hochschulen auch für militärische Zwecke forschen können.

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Das Wahlprogramm der LINKEN

Gebührenfreie und inklusive Bildung

Ziel der LINKEN ist eine gebührenfreie Bildung für alle. Dazu zählen gebührenfreie Kitas, kostenfreies Mittagessen an Kitas und Schulen sowie freie Tickets für Schülerinnen und Schüler (S. 22 f.). Insbesondere setzt sich die Partei für einen Rechtsanspruch auf einen beitragsfreien Ganztagesplatz in Wohnortnähe für jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr ein. Kitas seien der erste und wichtigste Schritt, um Chancengleichheit zu verwirklichen. Auch würden nach wie vor zu wenig Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet. Um den Beruf aufzuwerten, will die LINKE für eine angemessene Bezahlung sorgen.

Ein weiteres Ziel sei eine inklusive Bildung – vom Kindergarten bis zur Hochschule. Dafür sei der Einsatz von professionellen Inklusionsfachkräften notwendig.

Schulbildung

Ein Anliegen der LINKEN ist die Stärkung der Gemeinschaftsschulen. Das mehrgliedrige Schulsystem verschärfe Ungleichheitsdenken und Konkurrenz. Es müsse daher stufenweise in eine Schule für alle umgebaut werden, die auf solidarischem gemeinsamem Lernen basiere (S. 23).

Die LINKE fordert auch die Rückkehr zum G9-Abitur, um „der zunehmenden Überlastung von Schülerinnen und Schülern entgegenzuwirken und der zunehmenden Vielfalt gerecht zu werden“ (S. 23). Darüber hinaus spricht sich die Partei in ihrem Wahlprogramm für die Stärkung des Grundschullehramts, einer Reduzierung der Pflichtstundenzahl für Lehrkräfte sowie für eine gleiche Bezahlung aller Lehrkräfte unabhängig der Schulart aus. Schulen, die Ganztagsschulen werden wollen, sollen vom Land die nötigen Mittel für Umbau und Personal erhalten.

Im Unterricht soll die individuelle Förderung der Schüler/-innen im Vordergrund stehen. Zusätzlich müsse der Klassenteiler schrittweise auf 25 und in der Grundschule auf 20 gesenkt werden. Das im Bildungsplan festgeschriebene Lernziel der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt müsse endlich konsequent durch das Kultusministerium und in der Unterrichtspraxis umgesetzt werden, lautet eine weitere Forderung der LINKEN. Gesellschaftswissenschaftliche und musische Fächer sollen aufgewertet werden und Ethikunterricht soll Pflichtfach an allgemeinbildenden Schulen sein.

Forderungen und Positionen zum Thema Ausbildung und Hochschule stehen im Wahlprogramm auf den Seiten 25 und 26.

Digitalisierung der Schulen

Die LINKE kritisiert, dass eine stabile digitale Infrastruktur für Lehrkräfte und Schüler/-innen im Land fehle (S. 23). Ein einheitliches landesweites digitales Schulverwaltungs- und Lernsystem müsse eingerichtet werden. Auch müssten kostenfreie digitale Endgeräte für Schüler/-innen und Lehrkräfte angeschafft werden.

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Letzte Aktualisierung: Februar 2021, Internetredaktion LpB BW.

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