Wahlanalyse zur Landtagswahl 2021 in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg hat gewählt: Die Grünen bleiben stärkste Kraft in Baden-Württemberg, die CDU schneidet so schlecht wie noch nie ab. Drittstärkste Kraft wird die SPD, knapp dahinter liegt die FDP. Auch die AfD muss deutliche Verluste hinnehmen. Auf dieser Seite finden Sie eine ausführliche Wahlanalyse und Infos zu Koalitionsmöglichkeiten und dem Wahlverhalten.

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Das endgültige Wahlergebnis auf einen Blick

  • Die Grünen erzielen einen Anteil von 32,6 Prozent und verbessern damit ihren Stimmenanteil um 2,3 Prozentpunkte. Es ist das höchste Ergebnis der Grünen bei einer Landtagswahl. 
  • Die CDU erhält auf 24,1 Prozent der Stimmen. Sie landet damit erneut auf dem zweiten Platz, verliert aber 2,9 Prozentpunkte gegenüber 2016. Es ist das schlechteste Ergebnis bei einer Landtagswahl in Baden-Württemberg. 
  • Die AfD erreicht einen Stimmenanteil von 9,7 Prozent und ist damit kleinste Fraktion im neuen Landtag. Gegenüber 2016 verliert die Partei deutlich um 5,4 Prozentpunkte. 
  • Die SPD kommt auf 11 Prozent der Stimmen. Ihr Anteil schrumpft damit um 1,7 Prozentpunkte. Sie wird drittstärkste Kraft im Landtag.
  • Die FDP erzielt einen Anteil von 10,5 Prozent. Im Vergleich zur Landtagswahl 2016 verbessert sich die Partei um 2,2 Prozentpunkte. Die Liberalen erreichen damit ihr bestes Ergebnis seit 2006.
  • Die LINKE erhält 3,6 Prozent der Stimmen. Sie scheitert damit abermals an der Fünf-Prozent-Hürde. 2016 hatte die Partei 2,9 Prozent der Stimmen erreicht.
  • Die sonstigen Parteien erreichen einen Anteil von insgesamt 8,5 Prozent, darunter die Freien Wähler mit 3,0 Prozent der Stimmen. Sie verbessern sich von allen Parteien mit 2,9 Prozentpunkten am stärksten.

Quelle: Statistisches Landesamt

Grafiken zum Wahlergebnis finden Sie auf der Seite Wahlergebnis.

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Podcast „Politisch bildet“: Wahlanalyse zur Landtagswahl

Der Podcast wird über SoundCloud abgespielt. Mehr zu Nutzungsbedingungen und Datenschutz des Portals finden Sie hier!

In diesem Podcast der Reihe „Politisch bildet – Landtagswahl spezial“ spricht Bianca Braun von der Landeszentrale für politische Bildung mit Dr. Anke Rigbers, der Präsidentin des Statistischen Landesamtes, über das vorläufige Wahlergebnis der Landtagswahl 2021: Welche Partei hat wo ihre Wahlhochburg? Wie haben die Menschen in der Stadt und auf dem Land gewählt? Welche Auswirkungen auf die Wahl hatte die Corona-Krise? Und was hat besonders überrascht?

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Analyse zum Wahlergebnis

Die Grünen sind die Gewinner der Landtagswahl 2021 und erzielten das beste Ergebnis ihre Geschichte. Damit wurde die Wahlkampagne der Grünen, die ganz auf den Spitzenkandidaten und Amtsinhaber Winfried Kretschmann zugeschnitten war, bestätigt. Die zweite Regierungspartei CDU erzielte dagegen ein historisch schlechtes Ergebnis. Auch die AfD gehört mit fünf Prozent Stimmenverlust zu den Verlierern, während die FDP zulegen konnte. Die LINKE verpasste erneut den Einzug in den Landtag.

Ein beliebter, nahezu über der eigenen grünen Partei und den eigenen Kabinettskolleginnen und -kollegen schwebender Landesvater und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Sie kennen mich!), eine wenig starke Politik der CDU als Juniorpartner sowie eine pragmatisch unideologische Regierungspolitik führten dazu, dass im Land keine große Wechselstimmung herrschte. Auch wenn die Kritik am Corona-Management im Land wie im Bund zuletzt immer lauter wurde, so lautete die Devise vieler Wählerinnen und Wähler angesichts der unsicheren Zukunft wohl doch eher „Schuster bleib bei deinen Leisten“. Denn am Ende weiß man ja doch nicht, ob es eine andere Partei wirklich besser machen würde.

Angesichts des um rund zwei Prozentpunkte noch besseren Ergebnisses gegenüber der Landtagswahl 2016 hat Kretschmann nun endgültig bewiesen, dass der grüne Höhenflug nach der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 und der Flüchtlingskrise 2016 von Dauer und kein Zufallsergebnis ist, das lediglich äußeren Gegebenheiten geschuldet war. Kretschmanns Beliebtheitswerte stiegen in den Regierungsjahren kontinuierlich — und die der zur Regierungspartei gewordenen Grünen auch. Mit Winfried Kretschmann an der Spitze haben die Grünen mit rund 32,6 Prozent das Format einer Volkspartei erreicht. Das ehemalige Stammland der CDU hat sich grün gefärbt. Dieser Farbenwechsel reicht weit über die Universitätsstädte hinaus, die früher die einzigen Hochburgen der Grünen waren.

In keinem anderen deutschen Flächenstaat hat eine Partei länger regiert als die CDU und von 1953 bis 2011 in Folge sieben Ministerpräsidenten gestellt. Die Umstellung von der Regierungsrolle auf die Rolle des Juniorpartners seit 2016 war für die Christdemokraten schwer. Erstmals musste die CDU einen Wahlkampf aus der Mitregierung führen und eine Spitzenkandidatin aus der Regierung heraus aufbauen. Spitzenkandidatin und Kultusministerin Susanne Eisenmann gelang es nie, in die Nähe der Beliebtheit von Winfried Kretschmann vorzustoßen. Selbst im eigenen Lager hatten sich mehr CDU-Anhänger/-innen für Kretschmann als Ministerpräsidenten ausgesprochen als für Eisenmann.

Auch wenn die Coronapolitik nicht nur auf Landesebene entschieden wird, das Megathema des Wahlkampfes war die Bewältigung der Corona-Pandemie. Chaos beim Pandemiemanagement, unklare Öffnungsperspektiven, Verzögerung bei den Wirtschaftshilfen und nun auch noch der Maskenskandal — ausgerechnet die CDU, die von ihrem Selbstverständnis wie keine andere für „gutes Management“ steht, ging daher schwer angeschlagen in diese Wahl. Die Umfragewerte sanken in den letzten Wochen. Doch mit so einem desaströsen Ergebnis von nur 24 Prozent und damit einem Minus knapp drei Prozent hätte wohl kaum eine/-r gerechnet. Daher will Susanne Eisenmann die Verantwortung für den Absturz bei der Landtagswahl übernehmen, wie sie dem SWR gegenüber äußerte (Quelle: SWR). Ihr Amt als Kultusministerin will sie noch zu Ende führen, sich dann aber aus der Politik zurückziehen.

Landtagswahlen gelten als sogenannte Wahlen zweiter Ordnung, die angesichts ihrer geringeren Bedeutung im Vergleich zur Bundestagswahl gerne von den Stimmberechtigten dazu benutzt werden, den regierenden Parteien einen Denkzettel zu verpassen. Dabei traf es die CDU besonders hart. Eine Kampagne, die auf die Spitzenkandidatin zugeschnitten war, war der falsche Weg bei einer Kandidatin, die selbst bei den eigenen Wählerinnen und Wählern unbeliebt ist. Eisenmanns Bilanz als Kultusministerin ist durchwachsen. Die Digitalisierungsmöglichkeiten der Schulen blieben weit hinter den Anforderungen des Fernunterrichts zurück, die digitale Lernplattform selbst bleibt Flickwerk und die Schulen sind nicht ausreichend gerüstet. In den Schulen fehlten Schnelltests, Masken und Luftfilter. Beim Thema Corona-Management hatte sie nicht gerade eine glückliche Hand bewiesen. Im Schulbereich war vonseiten der Eltern, Schüler/-innen und Lehrkräfte kritisiert worden, dass Frau Eisenmann zu wenig mit ihnen kommuniziere und kein Konzept für Schulöffnungen habe.

Die SPD verliert laut Hochrechnungen leicht, wird aber voraussichtlich drittstärkste Kraft nach Grünen und CDU. Insgesamt ist es den Sozialdemokraten als Opposition jedoch offenbar nicht gelungen, ihre Vorstellungen in den Vordergrund zu rücken. Zudem wurde sie ebenfalls als Regierungspartei im Bund für die Versäumnisse der Coronapolitik haftbar gemacht. Hinzukam, dass die SPD in Baden-Württemberg ins mediale Abseits geraten war, weil die zentrale politische Konfliktlinie seit langem zwischen den Grünen und der CDU verläuft. Wer medial weniger vorkommt, verliert bald an Aufmerksamkeit und Unterstützung. Die SPD hat das typische Schicksal der Oppositionspartei erlitten, die hinter dem Ministerpräsidenten landespolitisch kaum noch wahrgenommen wird. Zudem hat die SPD bundes-, aber auch landesweit kein Alleinstellungsmerkmal mehr, keinen klaren Markenkern und vor allem große Schwierigkeiten, neue Wählergruppen zu gewinnen. Rot-grüne Wechselwähler/-innen haben sich bei der Wahl daher eher für den stärkeren der beiden Partner entscheiden.

Die FDP konnte sich im Vergleich zur Landtagswahl 2016 um zwei Prozentpunkte verbessern und ist damit neben den Grünen einer der Gewinner der Wahl. Spitzenkandidat und Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke polterte gegen die Coronapolitik der Landesregierung. Angesichts des Imageproblems der CDU-Spitzenkandidatin und der jüngsten Negativschlagzeilen rund um die Maskenaffäre suchten bisherige Stammwählerinnen und Stammwähler der CDU nach einer Alternative und fanden sie in der FDP.

Die AfD, die 2016 aufgrund der Flüchtlingskrise in den Landtag gewählt wurde, konnte in den fünf Jahren Opposition nicht plausibel machen, wie sie und vor allem mit wem sie ein Land wie Baden-Württemberg regieren würde. 2016 zog die AfD mit 15,1 Prozent als stärkste Oppositionsfraktion in den Landtag ein, verlor diesen Status aber nach mehreren Austritten und Ausschlüssen von Fraktionsmitgliedern. Gleich nach der Konstituierung des Landtags hatte sie sich gespalten. Am Ende der Legislaturperiode war die Landtagsfraktion aufgrund innerer Streitereien zuletzt von 23 auf 15 Sitze im Landtag geschrumpft. Diese inneren Streitereien könnten mit ein Grund sein, warum die AfD nun rund fünf Prozent der Stimmen verloren und damit die Quittung für ihre Politik erhalten hat. Zudem konnte sie sich zur Corona-Krise nie richtig positionieren, da es in den eigenen Reihen sowohl die üblichen oppositionellen Kritiker am Corona-Management der Landesregierung gab, aber eben auch die extremen Corona-Leugnerinnen und -Leugner. Diese extreme Haltung ging vielen Wählerinnen und Wählern dann gegebenenfalls doch zu weit.

Auch wenn die LINKE leicht zulegen konnte, verpasste sie mit 3,6 Prozent der Stimmen erneut den Einzug in den Landtag. Dieses Ergebnis deckt sich mit bundesweiten Umfragen. In Zeiten einer so fundamentalen Krise wie der Corona-Pandemie gehen die Wählerinnen und Wähler — bei aller aktuellen Kritik am derzeitigen Corona-Management — trotzdem lieber weiterhin auf Nummer sicher. Da hatte die LINKE wenig Chancen.

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Sitzverteilung im Landtag

Endgültiges Ergebnis (Stand: 1.4.2021)

Welche Partei bekommt wie viele Sitze im neu gewählten Landtag? Laut endgültigem Ergebnis der Wahl (Quelle: Statistisches Landesamt) besteht der neue Landtag aus 154 Abgeordneten. Die Grünen erhalten 58 Sitze (+11 Sitze im Vergleich zur Wahl 2016), die CDU 42 Sitze (+/-0 Sitze), die AfD 17 Sitze (-6), die SPD 19 Sitze (+/-0) und die FDP 18 Sitze (+6). 

Mit 154 Sitzen ist das Landesparlament elf Plätze größer als der vorangegangene Landtag. Von den 70 Erstmandaten gingen 58 an die Grünen und 12 an die CDU. 

Tabellarisch: Sitzverteilung im Landtag

Sitzverteilung im Landtag
 20212016
Gesamt(E/Z)*Gesamt(E/Z)*
Grüne58(58/0)47(46/1)
CDU42(12/30)42(22/20)
AfD17(0/17)23(2/21)
SPD19(0/19)19(0/19)
FDP18(0/18)12

(0/12)

Summe154(70/84)143

(70/73)

*(E/Z = Erstmandate/Zweitausteilung)

Quelle: Statistisches Landesamt

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Koalitionsmöglichkeiten

Grün-Schwarz

Bei der Regierungsbildung wäre rechnerisch wieder eine grün-schwarze Koalition aus Grünen und CDU möglich. Sie würde über eine komfortable Mehrheit von 100 Sitzen — benötigt werden 78 Sitze — verfügen. Wahlsieger Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte sich zunächst noch nicht festgelegt, mit wem er regieren will. In den Tagesthemen am 14. März 2021 sagte er auf die Frage, ob er gut beraten sei, mit einer deutlich geschwächten CDU weiterzumachen: „Das wird sich zeigen. Wir gehen jetzt in Sondierungsverhandlungen. Ich rede mit allen Parteien des demokratischen Verfassungsbogens: CDU, SPD, FDP. Und dann werden wir in diesen Sondierungen ausloten, was für das Land Baden-Württemberg eine verlässliche, stabile Koalition ist, die die wichtigen Fragen wie den Kampf gegen den Klimawandel oder die Transformation in der Automobilindustrie anpackt, aber auch den Zusammenhalt der Gesellschaft gewährleistet.“ (Quelle: tagesschau.de)

Nach mehreren Sondierungsgesprächen entschieden sich die Grünen vor Ostern für eine Fortsetzung der grün-schwarzen Regierungskoalition. Bis Anfang Mai sollen die Koalitionsverhandlungen abgeschlossen sein.

Weitere Infos zu den Koalitionsverhandlungen und den grün-schwarzen Schnittmengen bei den Wahlthemen


Ampel-Koalition aus Grün-Rot-Gelb

Die Grünen hätten auch die Möglichkeit gehabt, eine sogenannte Ampel-Koalition aus Grünen, SPD und FDP zu bilden. Hier hätte die Koalition über 95 der notwendigen 78 Sitze verfügt. Die FDP hatte den Grünen bereits am Wahlabend klar signalisiert, dass sie für eine Ampel-Koalition bereitstünden. Auf die Frage, ob Winfried Kretschmann an einer solchen Zusammenarbeit interessiert sei, antwortete er in den Tagesthemen: „Es ist doch erst mal gut, dass die FDP das möchte. [...] Es ist gut, wenn Parteien regieren und diese Verantwortung und Aufgabe übernehmen wollen. Das kann ich nur begrüßen“ (Quelle: tagesschau.de). Er betonte, dass die Grünen nur mit Parteien koalieren werden, die bereit seien, eine ambitionierte und zügige Klimapolitik zu machen. Dies stehe ganz vorne auf der Agenda. Zu einer deutlicheren Stellungnahme ließ er sich am Wahlabend allerdings nicht hinreißen.

Eine Koalition aus Grünen und SPD hat mit 77 Sitzen eine Mehrheit um einen Sitz knapp verfehlt.


Schwarz-Rot-Gelb („Deutschlandfahne“)

Rein rechnerisch wäre auch eine sogenannte Deutschland-Koalition aus CDU, SPD und FDP möglich. Im CDU-Präsidium sei man sich am Wahlabend jedoch einig gewesen, dass eine Deutschland-Koalition mit SPD und FDP nicht infrage komme. Die Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger wünschen sich Winfried Kretschmann von den Grünen eindeutig als alten und neuen Ministerpräsidenten.

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Wer wählte wen?

Wahlbeteiligung nach Wahlkreisen
63,8 Prozent der Wahlberechtigten haben bei der Landtagswahl 2021 ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung ist damit gegenüber der Landtagswahl 2016 um 6,6 Prozent gesunken. Die höchste Beteiligungsquote wurde mit 70,6 Prozent im Wahlkreis 46 Freiburg I erreicht, dicht gefolgt von Wahlkreis 62 Tübingen mit 70,5 Prozent und Wahlkreis 02 Stuttgart mit 69,9 Prozent. Die niedrigste Wahlbeteiligung kam im Wahlkreis 35 Mannheim I zustande. Hier entschied sich mit 51,3 Prozent nur rund die Hälfte für die Stimmabgabe. Ähnlich niedrige Werte wurden in den Wahlkreisen 42 Pforzheim (54,0 Prozent) und 59 Waldshut (56,6 Prozent) erzielt. (Quelle: Statistik-bw.de)

Wahlverhalten nach Alter
Der Einfluss jüngerer Wahlberechtigter ist aus zwei Gründen niedriger als der von Älteren. Zum einen umfasste die Gruppe der unter 45-jährigen Wahlberechtigten nur 34,9 Prozent, während die Gruppe der über 45-Jährigen 65,1 Prozent der Wahlberechtigten ausmachte. Zum anderen nahmen jüngere Wahlberechtigte ihr Wahlrecht weniger häufig in Anspruch als Ältere. Die niedrigste Beteiligungsquote gab es bei den 21- bis 24-Jährigen (54,4 Prozent), die höchste bei den 60- bis 69-Jährigen (68,6 Prozent).

Wählerschaft der Parteien nach Alter
Die Grünen verzeichneten in der Gruppe der über 70-Jährigen mit einem Plus von 7,3 Prozentpunkten deutliche Stimmengewinne. Ihre besten Ergebnisse erreichten sie in der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen mit 37,0 Prozent.

Die CDU verlor in allen Altersgruppen Stimmenanteile, besonders hoch waren diese in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen (-8,9 Prozentpunkte). In dieser Gruppe verzeichnete die Partei auch ihre niedrigsten Stimmenanteile mit 14,7 Prozent. Ihre höchsten Stimmenanteile erzielte sie bei den Wählerinnen und Wählern über 70 mit 35,5 Prozent.

Auch die SPD verlor Stimmenanteile in allen Altersgruppen. Wie bei der CDU waren ihre Verluste bei den Wählerinnen und Wählern zwischen 18 und 24 am höchsten (-4,2 Prozentpunkte) und sie erreichte ihre besten Ergebnisse in der Gruppe der über 70-Jährigen (14,4 Prozent).

Die FDP hingegen erreichte ihre besten Ergebnisse in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit 14,8 Prozent. Auch den größten Zugewinn mit 7,3 Prozentpunkten verzeichneten die Liberalen in dieser Altersgruppe. Mit zunehmendem Alter der Wählerinnen und Wähler nahmen die Stimmenanteile der FDP ab.

Die AfD erzielte ihre besten Ergebnisse in den Altersgruppen der 35- bis 44-Jährigen (12,2 Prozent) und der 45- bis 59-Jährigen (12,3 Prozent). In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen verzeichnete sie ihre niedrigsten Ergebnisse mit 6,2 Prozent. Ihre größten Verluste erlitt sie in der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen mit einem Minus von 8,7 Prozentpunkten, was gegenüber 2016 einer Halbierung ihres Stimmenanteiles in dieser Altersgruppe entspricht.

Wählerschaft der Parteien nach Geschlecht
Nicht nur das Alter, sondern auch das Geschlecht kann einen Einfluss auf das Wahlverhalten der Wählerinnen und Wähler ausüben. So haben bei der Landtagswahl 2021 deutlich mehr Frauen (36,4 Prozent) die Grünen gewählt als Männer (28,7 Prozent). Die Unterschiede zwischen Wählerinnen und Wählern waren mit 0,6 Prozent bei der SPD und mit 0,3 Prozent bei der CDU nur marginal. Die FDP erreichte über alle Altersgruppen hinweg bessere Ergebnisse bei den Wählern als bei den Wählerinnen. Der größte Unterschied betrug 8,6 Prozentpunkte in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen. Deutlich mehr Männer wählten die AfD: Mit insgesamt 12,8 Prozent erreichte die Partei bei den Männern fast doppelt so hohe Stimmenanteile wie bei den Frauen (6,8 Prozent).

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Wählerschaft der Parteien nach Alter (in %)

  • Grüne

  • CDU

  • SPD

  • FDP

  • AfD

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Wählerwanderung

Betrachtet man die Wählerwanderung bei der Landtagswahl, fallen vor allem drei Aspekte auf: Die CDU verliert Wählerstimmen an die Gruppe der Nichtwähler/-innen und an die Grünen. Auch viele frühere AfD-Wählerinnen und -Wähler setzten ihr Kreuz wo anders – oder gar nicht. Und die kleinen Parteien schneiden ungewöhnlich stark ab. Das geht aus Schätzungen von Infratest dimap hervor.

Die CDU hat viele Stammwählerinnen und Stammwähler bei der Landtagswahl verloren, vor allem an die Gruppe der Nichtwähler/-innen. Aber auch bei den Grünen setzten viele frühere CDU-Wähler/-innen jetzt ihr Kreuz.

Ein ähnliches Phänomen zeigt sich bei der AfD. Sie muss einen Verlust von über ein Drittel der Stimmen hinnehmen. Viele ehemaligen Wählerinnen und Wähler der AfD gingen dieses Mal nicht wählen. Jene, die sich für eine andere Partei entschieden, wählten am häufigsten die CDU.

Die kleinen Parteien gewannen nach Angaben von Infratest dimap vor allem Wähler/-innen der CDU, AfD und Grünen: Fast jede achte Stimme ging an eine Partei, die nicht im Landtag vertreten ist.

Das Wahlforschungsinstitut hat auf Grundlage eigener Befragungen, des vorläufigen Endergebnisses sowie weiteren Statistiken berechnet, wie viele Wählerstimmen eine Partei halten konnte im Vergleich zur letzten Wahl und wie viele Wählerinnen und Wähler von einer Partei zu einer anderen abgewandert sind.

Quelle: www.swr.de

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Wichtigste Themen für Wahlentscheidung

Als Gründe für die Wahlentscheidung nannten Wählerinnen und Wähler in einer Befragung vor allem die Themen Wirtschaft, Umwelt&Klima, Soziale Sicherheit und Bildung&Schule. Die Corona-Pandemie landete nur auf Platz 5.

Demnach spielte das Thema Wirtschaft bei 22 Prozent der Befragten die größte Rolle. 19 Prozent nannten „Umwelt&Klima“ als wahlentscheidend, 16 Prozent „Soziale Sicherheit“, 15 Prozent „Bildung&Schule“ und 12 Prozent „Corona-Pandemie". 8 Prozent gaben „Innere Sicherheit" und 5 Prozent „Zuwanderung" als wichtigstes Thema bei ihre Wahlentscheidung an.

Vor allem bei der FDP-Wählerschaft war „die Lage der Wirtschaft“ das Thema, das bei der Wahlentscheidung die zentrale Rolle spielte. 45 Prozent von ihnen gab es in der Befragung an. Auch viele CDU-Wählerinnen und -Wähler (31 Prozent von ihnen) nannten das Thema. „Umwelt und Klima“ spielte insbesondere für die Grünen-Wählerschaft eine zentrale Rolle – für 42 Prozent von ihnen war das Thema wahlentscheidend. Die Themen „Soziale Sicherheit“ und „Bildung“ gaben die SPD-Wählerschaft am häufigsten an, wobei 30 Prozent „Soziale Sicherheit“ nannten und 22 Prozent „Bildung“. Das Thema „Bekämpfung der Corona-Pandemie“ gaben am häufigsten CDU-Wählerinnen und -Wähler (17 Prozent von ihnen) als wahlentscheidend an. „Zuwanderung“ und „Innere Sicherheit“ spielten für die AfD-Wählerschaft die größte Rolle, 30 Prozent von ihnen nannten „Zuwanderung“ und 22 Prozent „Innere Sicherheit“.

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Rückblick auf den Wahlkampf 2021

Kompetenz. Charisma. Konkurrenz

Baden-Württembergs Spitzenkandidatinnen und -kandidaten im Kreuzverhör

Nochmals anschauen – Rückblick auf den Wahlwebtalk am 11. Januar 2021
Vor der Landtagswahl stellten sich die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten von sechs Parteien den Fragen von Thomas Fricker (Chefredakteur der Badischen Zeitung) und Michael Wehner (Landeszentrale für politische Bildung). Jeweils 30 Minuten standen sie den beiden Rede und Antwort, brachten sich für das Amt des Ministerpräsidenten in Stellung, debattierten und stritten über ihre politischen Positionen und die ihrer Parteien. Hier können Sie die Interviews auf dem YouTube-Kanal der Landeszentrale nochmals anzuschauen:
Ministerpräsident Winfried Kretschmann MdL, Bündnis 90/Die Grünen
Dr. Susanne Eisenmann, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, CDU
Bernd Gögel MdL, Fraktionsvorsitzender, AfD
Andreas Stoch MdL, Fraktionsvorsitzender, SPD
Dr. Hans-Ulrich Rülke MdL, Fraktionsvorsitzender, FDP
Sarah Mirow, Landessprecherin, DIE LINKE

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Letzte Aktualisierung: Mai 2021, Internetredaktion der LpB BW

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