Christlich-Demokratische Union Deutschlands (CDU)

in Baden-Württemberg

Die Wurzeln christlich-demokratischer Politik im Südwesten reichen weit zurück. Passend zur Geschichte und dezentralen Tradition unseres Bindestrich-Bundeslandes schlossen sich die vier CDU-Landesverbände (Süd- und Nordbaden, Nordwürttemberg und Württemberg-Hohenzollern) erst 1971 zu einem einheitlichen CDU-Landesverband zusammen. Jahrzehntelang dominierte die CDU das baden-württembergische Parteiensystem und die Regierungsbildung. Mit dem Wahlsieg von Grün-Rot bei der „Fukushima-Landtagswahl“ 2011 wurde die CDU – obwohl weiterhin stärkste Partei – nach 58 Jahren wieder auf die Oppositionsbank verwiesen. 2016 wurde die CDU von den Grünen – zum ersten Mal in der Landesgeschichte – als stärkste Partei im Parlament abgelöst, konnte aber als Juniorpartnerin in einer grün-schwarzen Koalition wieder mitregieren.

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Die CDU in 150 Zeichen

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Kurz & knapp: Informationen zur Partei

  • Die CDU in Baden-Württemberg ist einer der größten der 16 Landesverbände der Christlich Demokratischen Union Deutschlands.
  • Der Landesverband gliedert sich in vier Bezirksverbände: Nordbaden, Südbaden, Nordwürttemberg und Württemberg-Hohenzollern. Weiter untergliedert sich die Partei in 41 Kreisverbände und mehr als 800 Stadt-, Gemeinde- und Ortsverbände.
  • In zwölf selbständigen Vereinigungen und Sonderorganisationen, die in enger Verbindung zur CDU stehen, vertreten die rund 60.000 Mitglieder ihre besonderen Interessen und schärfen das Profil der Partei. Dazu gehören beispielsweise die Frauen Union, die Junge Union (JU), die Senioren Union, die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft oder die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU.
  • Hinzu kommen zwanzig Landesfachausschüsse, Kommissionen und Netzwerke, die dem Vorstand der Landespartei  zuarbeiten. Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg ist Innenminister Thomas Strobl.
     
  • Zwischen 1953 und 2011 hat die CDU Baden-Württemberg mit insgesamt sieben Ministerpräsidenten immer den Regierungschef im Land gestellt.
  • Seit 2016 stellt sie in einer Regierungskoalition mit den Grünen mit dem Innenminister Thomas Strobl den stellvertretenden Ministerpräsidenten.

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Was kennzeichnet die Partei und wie ist sie organisiert?

Mitgliederzahlen

Die CDU in Baden-Württemberg hat rund 60.000 Mitglieder. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei etwa 55 Jahren; rund vierzig Prozent der Mitglieder sind über sechzig Jahre alt. Der Frauenanteil in der Partei liegt bei knapp über zwanzig Prozent.

Organisationsstruktur

Der CDU-Landesverband gliedert sich in vier Bezirksverbände - Nordbaden, Südbaden, Nordwürttemberg und Württemberg-Hohenzollern (für die Regierungsbezirke Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart und Tübingen). Diese umfassen wiederum 41 Kreisverbände und über 800 Stadt-, Gemeinde- und Ortsverbände.

Der Landesparteitag ist das oberste Gremium des CDU-Landesverbandes. Er wählt die Mitglieder des Präsidiums und des Landesvorstandes sowie die Mitglieder des Landesparteigerichts. Der Landesvorstand ist das Führungsgremium der Partei.

Mehrere Fachausschüsse auf Landesebene arbeiten dem Landesverband zu. Sie beschäftigen sich mit den Themen

  • Europa
  • Schule und Bildung
  • Sport und Ehrenamt
  • ländlicher Raum
  • Medienpolitik
  • Arbeit, Soziales und Gesundheit
  • Energie, Umwelt und Klimaschutz
  • Wirtschaft und Wohnungsbau
  • Finanzen
  • Wissenschaft und Forschung
  • Verkehr und Infrastruktur
  • Äußere Sicherheit und Entwicklung
  • Kunst und Kultur
  • Tourismus
  • Demografie

Außerdem bestehen verschiedene Arbeitskreise, Netzwerke und Kommissionen wie:

  • Arbeitskreis Große Städte
  • Kommission Digitalisierung
  • Netzwerk Integration
  • Netzwerk Chancen für alle – Menschen mit und ohne Behinderung
  • Netzwerk Heimkehrer und Spätaussiedler

Selbständige Vereinigungen

Innerhalb der CDU gibt es zehn selbständige Vereinigungen und Sonderorganisationen, die in enger Bindung zur Partei stehen.

Vereinigungen:

Sonderorganisationen und gleichrangige Arbeitskreise:

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Parteigründungen auf regionaler Ebene nach 1945

Im Jahr 2016 feierte die CDU in Baden-Württemberg ihr siebzigjähriges Bestehen, auch wenn sie bedingt durch die ehemaligen Besatzungszonen zunächst in den vier eigenständigen Landesverbänden Nordwürttemberg, Südwürttemberg, Nordbaden und Südbaden entstanden war. 

Führungspersonal und Anhängerschaft rekrutierten sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf katholischer Seite aus der Tradition des Zentrums, auf protestantischer Seite aus den Potenzialen des Christlich-Sozialen Volksdienstes und des Bauernbundes in Württemberg bzw. aus den (national-)liberalen Traditionen der beiden südwestdeutschen Länder.

Im Unterschied zu (Süd-)Baden als Teil der französischen Besatzungszone ließ die liberale Praxis der amerikanischen Besatzungsbehörden in Nordbaden eine schnellere Parteienbildung zu. Bereits am 14. August 1945 wurde in Karlsruhe die Christlich-Demokratische Partei (CDP) gegründet, am 8. November 1945 die Christlich-Soziale Union in Heidelberg. Diese und weitere lokale Initiativen wurden am 9./10. Februar 1946 mit der Gründung des Landesverbandes Nordbaden zur Christlich-Demokratischen Union zusammengeführt.

Am 20. Dezember 1945 wurde in (Süd-)Baden der CDU-Vorläufer Badische Christlich-Soziale Volkspartei (BCSV) mit dem späteren Staatspräsidenten Leo Wohleb als Parteivorsitzenden konstituiert. Genehmigt wurde die Partei allerdings erst am 8. Februar 1946. Im Jahr 1947 gab sie sich einen neuen Namen: CDU Baden. Die Kontroversen um die Gründung des Südweststaats stellte die Partei von 1947 bis 1952 vor eine innerparteiliche Zerreißprobe.

In Nordwürttemberg wurde am 25. September 1945 die Christlich-Soziale Volkspartei gegründet, eine interkonfessionelle, christlich-sozial orientierte Partei. Die CDU agierte hier in einer schwierigen politischen Landschaft. Die starke Industrialisierung, ein traditionell hoher Stimmenanteil liberaler Parteien und Vorbehalte in der evangelischen Bevölkerung gegenüber der vielfach als katholisch wahrgenommenen Partei machten es der Union hier nicht leicht.

Konfessionelle Prägung

In Südwürttemberg-Hohenzollern wurde im Januar 1946 ein Zulassungsantrag für die Christlich-Demokratische Union gestellt. Am 23. März 1946 konnte die erste Landeskonferenz in Sigmaringen stattfinden. Mehr als in anderen Landesteilen waren hier in der vorwiegend katholisch geprägten Region die politischen Diskussionen stets grundsatzorientiert; man kann dies am langen Festhalten an der Konfessionsschule ablesen.

Erst im Januar 1971 schlossen sich die vier bis dahin selbständigen Landesverbände der CDU zum Landesverband Baden-Württemberg zusammen. Mit dem neuen Verband wurde die Organisationsstruktur der Partei an der Spitze ergänzt. Die vier bisherigen Landesverbände wurden zu Bezirksverbänden, deren Grenzen denen der neu gebildeten Regierungsbezirke Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart und Tübingen entsprechen.

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Jahrzehntelange Dominanz der CDU

Charakteristisch für das Parteien- und Regierungssystem Baden-Württembergs war die jahrzehntelange Dominanz der CDU. Von 1953 bis 2011 war sie Regierungspartei und stellte durchgängig den Ministerpräsidenten; zunächst in Koalitionskabinetten, bis es ihr 1972 unter Ministerpräsident Hans Filbinger gelang, die absolute Mehrheit zu erlangen.

Nach zwanzig Jahren Alleinherrschaft verlor die CDU im April 1992 die absolute Mehrheit. Zum zweiten Mal in der Geschichte des Landes nach 1966 bis 1972 kam es wieder zu einer Großen Regierungskoalition von CDU und SPD. 1996 bis 2011 regierte die CDU in Baden-Württemberg in einem Regierungsbündnis mit der FDP.

Mit dem Wahlsieg von Grün-Rot bei der „Fukushima-Landtagswahl“ 2011 wurde die CDU, obwohl weiterhin stärkste Partei, nach 58 Jahren wieder auf die Oppositionsbank verwiesen. 2016 wurde sie schließlich von den Grünen - zum ersten Mal in der Landesgeschichte - als stärkste Partei im Parlament abgelöst, konnte aber als Juniorpartnerin in einer grün-schwarzen Koalition wieder mitregieren.

Bereits bei der Landtagswahl 2011, verstärkt aber noch bei der Wahl im Jahr 2016 hatte die CDU vor allem in den städtischen Gebieten massiv an Zuspruch verloren. Auf das ganze Land gesehen konnte sie nur noch in 22 der 70 Wahlkreise ein Direktmandat erringen – und dies waren fast ausschließlich eher ländlich geprägte Wahlkreise. Insgesamt waren es 38 Direktmandate weniger als noch fünf Jahre zuvor. „Kann die CDU noch Großstadt?“, fragen sich seither Wahlexpertinnen und -experten. Trifft sie noch das Lebensgefühl in den den Großstädten und in den urbanen Milieus? An der „Großstadt-Kompetenz“ müsse man arbeiten, sagten auch Parteivordere auf Bundesebene. Die Partei müsse jünger und weiblicher werden, moderner und digitaler. Der Wahlsieg von Frank Nopper bei der OB-Wahl in Stuttgart im November 2020 wurde vielfach als positiver Trend in diese Richtung gewertet.

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Letzte Überarbeitung: Januar 2021 durch die Internetredaktion der LpB BW.

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